Als ich vor etwa drei Jahren meine alte Märklin Eisenbahn nach vielen Jahren vom Dachboden holte und wieder aktivieren wollte, stand ich vor der Frage ob ich analog mit dem gleichen Material weiter machen wollte oder ob ich auf die Digitaltechnik umsteigen sollte. Dazu ergaben sich weitere Fragen nach dem benötigten Material und vor allem nach den Kosten, wenn man die vorhandenen Loks mit Digital-Decodern ausstatten lassen wollte. Was sind überhaupt die Vor und Nachteile der Analog und Digitaltechnik bei einer Modelleisenbahn?
Neueinsteigern würde ich heute raten, direkt mit dem digitalen System anzufangen, denn zumindest die digitalen Loks sind fast alle abwärts-kompatibel, was bedeutet, dass man mit einer digitalen Lok auch auf einer analogen Anlage fahren kann aber nicht umgekehrt.
Der große Vorteil für das alte analoge System liegt zum einen beim günstigeren Preis für das rollende Material und zum anderen in der Einfachheit des ganzen Systems. Wer sich noch nicht viel mit Digitaltechnik beschäftigt hat und für wen Computer und deren Anwendung ein rotes Tuch sind, der fährt besser mit einer analogen Anlage, auf der unterschiedliche Gleisabschnitte (z. Bsp. ein innerer und äußerer Kreis) in unterschiedliche Stromkreise unterteilt und mit jeweils eigenen Trafos geregelt werden. So kann man auch den einen Zug auf einem Stromkreis anhalten, während der andere, auf einem anderen Gleis und Stromkreis, weiter fährt. Im Laufe der Zeit kann man dann mal darüber nachdenken, die ein oder andere Lok schon mal mit einem Decoder auszustatten, den wie gesagt, die digitalen Loks fahren auch auf analogen Anlagen weiter. Die eingebauten Decoder erkennen automatisch, ob sie nun von einer analogen oder einen digitalen Steuerung angesteuert werden. Einfache Decoder, etwa für eine alte Märklin Lok, gibt es zum selber einbauen ab ca. 15 – 25 Euro (z.Bsp. TAMS LD-W-32). Für einen kompletten Umbau mit einfachem Decoder und Hochleistungsmotor, machte mir ein Modellbahnhändler vor einiger Zeit ein Angebot von 70 Euro! Je aufwändiger der Decoder (mit Sound etc.) desto teurer wird natürlich auch der Umbau.
Die Vorteile einer digital gesteuerten Modellbahn ist die Tatsache, das man z. Bsp. mehrere Loks auf dem gleichen Gleisabschnitt unabhängig von einander ansteuern kann. Außerdem bleibt das Licht an Loks und Wagen immer gleich hell (auch, wenn der Zug im Bahnhof stehen bleibt). Des weiteren können bei aufwendigeren (aber auch teureren) Decodern in der Lok weitere zusätzliche Funktionen gesteuert werden können, wie Sound, Rauch, Kupplungen oder andere, sich bewegenden Teile. Auch das Fahrverhalten der Loks wird mit einer digitalen Steuerung besser. So sind zum Beispiel extreme Langsamfahrten im Rangierbetrieb möglich, wo eine analoge Lok immer einen Satz nach vorne macht.
Doch auch hier gilt: Man muss nicht alles machen, was machbar ist. Auch wenn es bei den meisten digitalen Steuergeräten theoretisch möglich ist hunderte verschiedene Loks auf dem gleichen Gleis anzusteuern, ist man in der Praxis bereits mit zwei oder drei Loks gleichzeitig auf einer kleinen Anlage überfordert. An den Steuergeräten muß man jeweils die gewünschte Lok erst anwählen, dann die Geschwindigkeit einstellen. In der Zwischenzeit hat eine andere Lok möglicherweise den Kreis schon wieder vollendet und will im Bahnhof angehalten werden. Also wieder die andere Lok anwählen und anhalten aber da kommt schon wieder die erste Lok um die Ecke oder eine Dritte… da kommt leicht Stress auf. Nicht zuletzt wollen ja nebenbei auch noch Weichen und andere Funktionen geschaltet werden.
Natürlich gibt es auch dazu eine Lösung: Der heimische Computer! Die meisten digitalen Steuergeräte können heute per USB Kabel an einen Computer angeschlossen werden und die Software übernimmt den Rest. Wenn dann aber schließlich alles läuft und der Computer die Anlage vollautomatisch steuert, wird es für den Erbauer dann aber schon wieder langweilig, denn er hat nichts mehr zu tun.
Gut also, wenn man einen gesunden Mittelweg findet und besonders bei kleineren Anlagen die wenigen Loks digital ansteuert und die Weichen über normale Schaltpulte analog. Denn am Ende ist es egal, ob man dir Knöpfe für die Weichen am digitalen Steuergerät drückt oder an einem analogen Schaltpult.
Der Computer kann immer noch bei wirklich großen Anlagen zum Einsatz kommen und dort Auffahrunfälle verhindern und ganze Weichenstraßen in größeren Bahnhöfen mit nur einem Klick festlegen.